Kirchen und Kapellen von Bernbeuren

Eine Besonderheit Bernbeurens ist die grosse Anzahl von Gotteshäusern, die sich auf dem Gemeindegebiet befinden. Fast jeder grössere Weiler verfügt über eine eigene Kapelle. Nicht zuletzt der weite Weg in die Pfarrkirche und der Brauch, sich Sonntagnachmittag zum Rosenkranzgebet zu versammeln, führte dazu, daß vor allem im 18. und 19. Jahrhundert einige Bauern bei der hochstiftisch-augsburgischen Regierung in Dillingen um die Errichtung einer eigenen Kapelle nachsuchten. Die bischöfliche Regierung genehmigte meist ohne Verzögerung den Bau der Gotteshäuser, verpflichtete aber die Antragsteller zur Erhaltung der Kirchen.

Pfarrkirche St. Nikolaus

Die dem Flößerpatron St. Nikolaus geweihte Pfarrkirche wurde nach 1723 von dem bedeutenden Barockmeister Johann Georg Fischer erbaut und 1775 von dem Rokokomaler Franz X. Bernhard aus Eggenthal bei Kaufbeuren ausgemalt.

Die hervorragenden Holzplastiken am Hochaltar, an den Seitenaltären und an der Kanzel schuf der bekannte Barockbildhauer Anton Sturm aus Füssen. Der prächtig gestaltete Hochaltar ist ein Werk des einheimischen Schreiners und Bildhauers Jörg Pfeiffer.

Die Deckenfresken im Langhaus wurden von Johann Heel aus Kaufbeuren ausgemalt. Auf das mächtige Tonnengewölbe malte der Künstler in drei großen Bildern die Gottesmutter und ihr Leben. Das große Deckenbild in der Mitte des Gewölbes zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel. Über der Orgel entstand queroval ein Fresko über die Aufnahme Mariens in den Tempel.

Die beiden großen Fresken an der Decke des Altarraumes wurden wesentlich später, erst 1775, von Franz Xaver Bernhard aus Eggenthal aufgetragen.

 

 

Heiliges Grab in der Pfarrkirche

Als Besonderheit muss noch das "Heilige Grab"erwähnt werden. Es gab in Bernbeuren schon im 17. Jahrhundert ein "Heiliges Grab".

Über 40 Jahre verstaubte das alte "Heilige Grab" auf dem Dachboden des Pfarrstadels. Erstmals wurde es wieder Ostern 1995 vor dem Hochaltar aufgebaut und erstrahlt seitdem an Ostern wieder im neuen Glanz.

Marienkirche

Als einstige Taufkapelle darf man wohl die neben der Pfarrkirche stehende barocke Marienkirche ansprechen. Alte Mauerreste stammen noch aus einer romanischen Vorkirche, die später mehrmals gotisch restauriert wurde. Sie war jahrhundertelang eine beliebte Wallfahrtskapelle, die von den umliegenden Pfarreien bei Bittgängen gerne besucht wurde. Ihr Patroziniumsfest war an Maria Heimsuchung (2. Juli). Um 1600 war für die Pfarrei Stötten bei Bittgängen Bernbeuren mit seiner kleinen Wallfahrtskirche wohl das beliebteste Ziel, wie der dortige Pfarrer festhielt. 

Eine Aufwertung erfuhr diese alte Kapelle durch das Voltzische Beneficium: Propst Georg Volz, der vor dem Altar dieser Kirche begraben liegt, hatte vor seinem Tode eine ewige Messe in "Unserer Lieben Frauen Kapelle auf dem Freithof zu Bernbeuren" gestiftet.

Durch den Dorfbrand von 1720 wurde die Kapelle fast völlig zerstört, das alte Marienbild konnte jedoch gerettet werden. Im Jahre 1728 wurde diese beliebte Kapelle neu erbaut.Die Fresken wurden von Johann Heel ausgemalt.

Mit der Verlegung des Friedhofs 1805 an den südlichen Ortsrand verlor die Kapelle, die ja immer im Schatten der großen prächtigen Pfarrkirche St. Nikolaus stand, zunehmend an Bedeutung.

St. Georg - Auerberg

Die Kirche St. Georg auf dem Auerberg liegt malerisch und beherrschend auf der 1055 Meter hohen Kuppe an der Grenze zwischen Oberbayern und Schwaben. Die Urkunden zum Kirchenbau auf dem Auerberg sind spärlich, wahrscheinlich aber hat hier bereits im Mittelalter eine Kirche bestanden.

Aus der romanischen Zeit stammt der mächtige Sattelturm, worauf die rundbogigen Schallöffnungen mit den Zwischensäulen hinweisen. 

 Im Jahre 1497 dürfte der gotische Altarraum vollendet worden sein. Die drei Schlußsteine des gotischen Netzgewölbes zeigen den hl. Georg, eine Mitra und das Wappen des Bischofs Johann von Werdenberg. 

Die kleine Kirche birgt auch bedeutende Kunstwerke. Neben einer fast lebensgroßen frühbarocken Holzplastik des hl. Georg im Kampf mit dem Drachen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und einer aus der Weilheimer Bildhauerschule stammenden barocken Madonna auf dem Rosenkranz aus dem Jahre 1641, birgt die Kapelle mit der Madonna auf der Mondsichel auch ein Werk des gotischen Bildhauers Jörg Lederer aus Kaufbeuren.

In der Barock- und Rokokozeit entwickelte sich die Auerbergkirche zu einer beliebten Wallfahrtsstätte, zu der die Gläubigen bis aus Tirol pilgerten. Zeugnis davon geben die wenigen noch erhaltenen Votivbilder an der Emporenbrüstung. Sie erzählen von Gebetserhöhungen bei Krankheiten und Viehseuchen; das älteste Bild stammt von 1714

Lourdeskapelle

Die um 1860/70 erbaute Lourdeskapelle befindet sich zwischen der Pfarrkirche und der Marienkapelle. Sie ist mit einem Tonnengewölbe versehen. Der kleine Chor ist als Felsgrotte aus Tuffstein gestaltet und mit einer Marienfigur aus dem 19. Jahrhundert, mit der heilligen Bernadette und zwei weiteren jungen Frauen ausgestattet.

 Bis vor einigen Jahren befanden sich auch Votivtafeln in der Grotte, die betende Menschen zum Dank an Maria gestiftet hatten.Lourdes innen

Friedhofskapelle

Das Gelände des heutigen Friedhofs, der 1805 angelegt wurde, war früher ein Getreideacker, auf dem eine Wallfahrtskirche stand, die keinen Turm hatte und ca. 6 x 6 Meter maß. Wenn früher jemand starb, hieß es deshalb, er kommt in den "Haberacker".

Im Jahre 1865/66 wurde die Friedhofskapelle im neugotischen Stil erbaut. Der Altar wurde von Schreinermeister Keller aus Altenstadt angefertigt. Unterhalb des Altars ist der Leichnam Jesu dargestellt, sowie ein Relief über Josephs Tod. Bis zur Innen- und Aussenrenovierung 1980 befanden sich an den Seitenwänden mehrere Kreuzwegstationen, die nach dem Abschluss der Arbeiten nicht mehr aufgeängt wurden.

Am Eingang der Kapelle wurden Gedenktafeln für die Bernbeurer Gefallenen aus den Napoleonischen Kriegen 1805 bis 1815 und aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71  angebracht. Außerdem finden sich dort drei Tafeln mit den Namen der Pfarrer, die seit dem 18. Jahrhundert ihren Seelsorgedienst in Bernbeuren leisteten.

Laut Inschrift wurde die Erasmuskapelle in Echerschwang von einem Bauern nach Errettung aus Lebensgefahr zu Schwedenzeiten an Stelle einer alten Pestkapelle errichtet. In den Jahren 1730/31 wurde sie wohl von Johann Georg Fischer neu erbaut. 1821 wurde sie renoviert. Die letzte gründliche Innen- und Außenrenovierung fand in den Jahren 1977 - 81 statt.

Die Kapelle mit dem kleinen Kuppeltürmchen hat zwei Joche im Langhaus, eine Flachdecke mit Voute und Bandelwerkstuck. Vier kleine Medaillonfresken zeigen die vier Kardinaltugenden. Der Hauptaltar wurde von dem Kistlermeister Gotthard Wörken aus Vils geschaffen, ein geschnitzter Erasmus aus dem 16. Jahrhundert bildet die Hauptfigur. Am Chorbogen befindet sich eine kleine Rosenkranzmadonna; der rechte Seitenaltar ist dem Hl. Josef geweiht, daneben sind zwei bemerkenswerte Figuren des Hl. Martin und des Hl. Heinrich aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts aufgestellt. In der schönen Barockkirche sind ein gemalter Kreuzweg und ein Erasmusbild aus dem 18. Jahrhundert zu bewundern. Auf dem 14-Nothelfer-Bild aus dem Anfang des  16. Jahrhunderts ist auf der Rückseite noch ein übermalter englischer Gruß zu erkennen. Bei der letzten Renovierung wurde ein altes Deckenbild mit der Aufnahme Mariens in den Himmel freigelegt.

St. Magnus - Eschach

Eschach, ein Weiler mit acht Anwesen, liegt am Südhang des Auerberges an der Straße von Bernbeuren nach Stötten.

Die St. Magnus-Kapelle wurde im Jahre 1727 erbaut, wie die Inschrift eines Tafelbildes im Chor zu entnehmen ist. Dieses wurde damals als Votivtafel gestiftet, für die Genesung eines Kindes nach langer Krankheit.

Wie Unterlagen im Stadtarchiv Füssen belegen, wurde der Magnusstab schon 1636 nach Bernbeuren ausgeliehen. Auch 1783 stellte der Pfarrer von Bernbeuren das alleruntertänigste Ansuchen, den Stab des hl. Magnus nach Eschach ausleihen zu dürfen, damit er hier Wunder wirken könne.

Im Chor steht ein kleiner schöner Barockaltar. An der Seitenwand hängt ein zwei Meter großes Kreuz, mit dem bis ca. 1860 der Flurumgang abgehalten wurde. Auch heute werden noch des öfteren Messen abgehalten, auch zum Patrozinium von St. Magnus.

Nepomukkapelle - Günther

Am östlichen Abhang des Auerberges befindet sich der Weiler Günther. Er besteht aus den drei Bauernhöfen Bayer, Birk und Straub und einer Kapelle. Die drei Antragsteller für den Bau einer Kapelle zu Günther gaben als Begründung für ihren Antrag an, täglich und nicht nur Sonn- und Feiertags den Rosenkranz beten zu wollen.

Am 5. Juni 1732 erhielt diese Kapelle zum erstenmal die licentia celebrande, und der Benefiziat zu Bernbeuren wurde verpflichtet, in der Nepomukkapelle jährlich zweimal die heilige Messe zu lesen. Die Messe war eine Stiftung der Kinder eines der Erbauer, welche im Jahre 1745 zu dem bereits erwähnten Benefizium 100 Gulden stifteten, dazu ein Grundstück im Wert von 300 Gulden. Auf Wunsch der Stifter der Kapelle sollten für alle Zeiten jeden Samstag nach dem Rosenkranz fünf Vaterunser für sie gebetet werden.

Der kleine Kugelturm der Kapelle erhielt nach der Renovierung 1888 einen Spitzturm, der Altar wurde von dem Kunstschreiner Kraut aus Bernbeuren renoviert. Aus dem Jahre 1734 sind noch ein Meßbuch, zwei Meßkelche, drei Meßgewänder sowie ein Kreuzpartikel erhalten. Das Patrozinium am 16. Mai wird noch alle Jahre festlich gefeiert, außerdem werden an Allerheiligen drei Rosenkränze abgehalten.

Hl. Magnus - Riedhof

Da der Weiler Riedhof in der Nähe des Türkenbaches und des Haslacher See liegt, gab es früher infolge des Wassers viele Ratten und Mäuse.

Aus diesem Anlaß nahmen sich Bauern den Hl. Magnus als ihren Schutzpatron. Starker Glaube oder tatsächliche Abhilfe des Übels veranlasste den Riedhof´schen Bauer Bernhard Weiher, um 1858 eine Kapelle im neugotischen Stil zu erbauen. Er ließ sie zu Ehren des Hl. Magnus weihen. Ein Bild des Hl. Magnus und ein schöner Altar wurden von einem Füssener Maler geschaffen. Doch im Jahre 1957 mußte die Kapelle im Zuge der Flurbereinigung der Kreisstrasse weichen.

30 Jahre später, 1987, kam bei den Weihers im Riedhof die Idee auf, zur 450-Jahr Feier des Geschlechtes Weiher eine neue Magnuskapelle zu bauen. Nun steht die neue Magnuskapelle einige hundert Meter vom Weiherhof entfernt. Das Altarbild und die Glocke stammen noch aus der alten Kapelle, genauso wie eine geschnitzte Madonna und ein geschnitztes Kruzifix.

Mariä Heimsuchung - Reisgang

Eine Inschrift am Sockel des kunstvollen Altares besagt, daß im Jahre 1659 Adreas Welz, Leinweber von Reisgang, die Kapelle Mariä Heimsuchung aus Holz erbauen ließ. Man erzählt, daß dieser Welz im 30jährigen Krieg von Soldaten verfolgt wurde und sein Leben in einer Höhle am Türkenbach, unweit der heutigen Kapelle, retten konnte, wofür er dann das Kirchlein stiftete. Sie erfreute sich bald regen Besuchs seitens der Bevölkerung. Sie war auch Station der Fusswallfahrer, die von Burggen nach Dattenried bei Stötten pilgerten und hier Rast machten. Die Wallfahrt fand noch bis Anfang dieses Jahrhunderts am 13. eines jeden Monats statt.

Die Kapelle wurde in den Jahren 1986 - 1990 von den Familien Angerhofer, Schwarz und Weiher von den umliegenden Bauernhöfen renoviert. Beim Abschlagen des Putzes zeigte sich, daß die Kapelle ursprünglich niedriger war. Im Jahr 1844 wurde die Kapelle um einen größeren Betraum erweitert; nach dem Krieg von 1870/71 wurde der westliche Glockenturm mit der Eingangstüre angebaut.

Das Altarbild zeigt die Heimsuchung der Maria, wobei dieses Motiv in Grisaillemalerei an der Decke wiederkehrt. Die weitere Ausstattung besteht aus vier kleineren und zwei größeren Holzfiguren. Dazu kommt noch ein kleiner Kreuzweg mit 14 Stationen.

Die Ortschaft Reisgang wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1059 als "Rischanc" erwähnt.

St. Michael - Kienberg

Die Kapelle St. Michael auf dem  Kienberg, oberhalb des Haslacher Sees wurde 1730 durch Johann Georg Fischer im Auftrag des damaligen Besitzers, des heutigen Kaufmann-Hofes erbaut. Der Altar ist datiert auf das Jahr 1674, stammt aus Tirol und dürfte nach mündlicher Überlieferung der Hausaltar des alten Hofes gewesen sein. Im Betraum der Kapelle befinden sich 15 Tafeln eines Kreuzweges, signiert und datiert von Franz Anton Wassermann aus Schongau, 1770.

Kapelle zur Muttergottes - Egghof

Die Kapelle zur Muttergottes neben dem Egghof auf der südlichen Anhöhe über Bernbeuren, wurde 1957 von Karl Köpf sen. erbaut.

Die Vorfahren der Familie Köpf stammten aus Dietringen am Forggensee und besaßen dort schon eine alte Muttergotteskapelle. Sie zogen nach dem Aufstau des Forggensees 1952 nach Bernbeuren auf den Egghof.

Zur Ausstattung gehören ein kleiner Altar mit einer schönen Muttergottes-Statue, die aus dem Jahre 1728 stammt.

Zum gegeißelten Heiland - Am Prälatenweg

Die Kapelle Zum gegeißelten Heiland liegt nicht weit entfernt vom Rieder Berg am Prälatenweg. Dort hat man bei schönem Wetter eine herrliche Aussicht auf die Alpenkette. Wenn man von Lechbruck Richtung Bernbeuren fährt, sieht man weithin das kleine Prachtstück.

Die Kapelle wurde 1989 in Eigenleistung von Wilhelm Straif, Mauermeister in Bernbeuren, und dessen Schwager Quirin Wörle, Zimmerermeister, zu Ehren des gegeißelten Heiland gebaut.

Im Innenraum der Kapelle steht eine Nachbildung der Figur des gegeißelten Heilands in der Wieskirche. Am 2. September 1989 wurde die Kapelle vom Abt des Klosters Weingarten, Kurat Kirchmeier von der Wies und von Pfarrer Josef Dolp eingeweiht.

Maria Schmerz - Thalhof

Das kleine Gotteshaus Maria Schmerz am Thalhof wurde 1991 feierlich eingeweiht. Im Obstgarten des stattlichen Anwesens, das schon vor über 700 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde, hat Helmut Gehlert in Erfüllung eines Gelübdes, eine Kapelle erbaut und ausgestattet. Gehlert gestaltete und errichtete die Kapelle fast ausschließlich in Eigenleistung, als Dank für die wunderbare Genesung seiner Frau nach lebensbedrohender Krankheit.

Das Altarbild stammt von Ekkehard Kuba aus Peiting, die Marienstatue vollendete nach Vorarbeit von Helmut Gehlert der Bernbeurer Alexander Kraut. Heinz Bannaski  aus Hinterklausmen schnitze das Kruzifix und der originelle Kreuzweg aus Ton wurde von der Familie Müller aus Probstried angefertigt. Die Betstühle und die bleiverglasten Fenster wurden von den Armen Schulschwestern aus Schongau beigesteuert. Den Kronleuchter der Kapelle stifeten die zwölf Nachbarn, jede Kerze steht für einen Nachbarn; im Mittelpunkt des Leuchters strahlt das Ewige Licht.

St. Wendelin

Fünfviertel Stunden südwestlich von Bernbeuren steht die im Rokokostil erbaute, im Kern freilich wesentlich ältere Kapelle St. Wendelin allein in weiter Flur. Die Umstände, die zur Entstehung des Gotteshauses so weit entfernt von der Bernbeurer Mutterkirche geführt haben, können nur vermutet werden. Da ist zum einen ihre unmittelbare Lage an dem mittelalterichen und einst sehr bedeutenden Verkehrsweg von Füssen nach Augsburg; zum anderen war St. Wendelin lange Zeit die einzige Kirche zwischen den Pfarrdörfern Bernbeuren und Roßhaupten. Die Kapelle wurde erstmals im Jahr 1480 urkundlich erwähnt, aber bereits damals muß die Kapelle als Filiale von Bernbeuren schon lange Zeit bestanden haben. Die jüngste Außenrenovierung führte zu überraschenden Ergebnissen, was das Alter der Kapelle betrifft. Am Nordschiff legten die Restauratoren unter der Traufe einen gemalten Bogenfries frei, ein für die Gotik typisches Stilelement, das auf eine Bauzeit weit zurück im 15. Jahrhundert hindeutet.

Der Innenraum des Gotteshauses besticht durch das helle, lichtdurchflutete Langhaus mit seinen drei Jochen, die Decke mit Voute. Über den Fenstern befinden sich kleine Stichkappen. Auffallend sind die über den Rundbogenfenstern im Chor gemalten Stuckornamente und die gemalten Pilaster, vermutlich eine Arbeit des Bernbeurer Malers Andreas Schropp. Die Kapelle verfügt über drei Altäre, wobei der Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert besonders hervorsticht.

1992 fasste die Kirchenverwaltung Bernbeuren den folgenschweren Beschluß, die Kapelle St. Wendelin nach geglückter Aussenrenovierung und trotz Widerstand aus Teilen der Bevölkerung an die Pfarrei Lechbruck abzutreten. Ebensowenig nahm man Rücksicht auf den hohen Stellenwert, den dieses Stein gewordene Zeugnis bäuerlicher Religiosität über Jahrhunderte hinweg bei der Bernbeurer Bauernschaft genossen hatte. Im Jahr 1994 hat damit eine mehr als 500jährige Beziehung der Kapelle St. Wendelin zur Pfarrei Bernbeuren ihren Abschluss gefunden.

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